WERKE

Amanda E. Metzger

50°51‘18.8“N 4°21’07.4“E / 47°21’46.8“N 8°33’31.2“E

2021

Vaginalflüssigkeit und Sperma auf Fenster, Tonaufnahme

Fernbeziehungen sind geprägt von langen Zeiten des Nicht-Sehens, des Nicht-Spürens, des Nicht-Beisammenseins, der Distanz, die es zu bewältigen gibt, um wieder in der Nähe der anderen Person zu sein. Während der Pandemie wurden allerdings Beziehungen, bei welchen die Partner_innen in verschiedenen Ländern wohnen, noch viel schwieriger. Es gibt Ein- und Ausreisebeschränkungen, Tickets sind teuer, Tests müssen gemacht werden, und wenn man sich dann endlich im gleichen Land aufhält, sollte die Quarantäne möglichst alleine absolviert werden. Durch die andauernden Änderungen der Verordnungen wird die Planung von Besuchen schwierig.

Die Arbeit 50°51‘18.8“N 4°21’07.4“E / 47°21’46.8“N 8°33‘31.2“E kontrastiert das intime körperliche Verlangen nach der anderen Person mit den neu geschaffenen bürokratischen Hürden einer Fernbeziehung. Der Teil der Arbeit, der sich vor Ort befindet, zeigt die durch ein für einmal reales anstatt digitales Fenster getrennten Handabdrücke der Künstlerin und ihres Partners, für welche die jeweiligen Sexualflüssigkeiten ausgetauscht wurden. Diese Flüssigkeiten können lediglich durch Berührung entstehen. Der Online-Teil der Arbeit besteht aus einer Soundarbeit, bei welche die Reiseverordnungen, welche die Künstlerin und ihren Partner betreffen, beinhaltet.

 

50°51‘18.8“N 4°21’07.4“E / 47°21’46.8“N 8°33’31.2“E

2021

Vaginal fluid and sperm on adhesive foil on window, sound recordings

Long-distance relationships are characterised by long periods of not seeing, not feeling, of not being together, the distance that has to be overcome in order to be close to the other person again. During the pandemic, relationships in which the partners live in different countries became much more difficult. There are entry and exit restrictions, tickets are expensive, tests have to be done, and when you are finally in the same country, the quarantine should be done alone - if it's possible. Due to the constant changes in the regulations, planning visits becomes quite difficult.

The work 50°51'18.8 "N 4°21'07.4 "E / 47°21'46.8 "N 8°33'31.2 "E contrasts the intimate physical desire for the other person with the newly created bureaucratic hurdles of a distance relationship. The part of the work that is on site shows the handprints of the artist and her partner, separated by a for once real - rather than digital - window, for which the respective sexual fluids have been exchanged. These fluids can only be created by touch. The online part of the work consists of an audio work that includes the travel regulations concerning the artist and her partner.

Anna Herbert

Flummitopie

2021

Die Flummitopie Serie ist eine Fantasie der Begegnung. Sie beschreibt einen temporären umhüllenden Raum, um und zwischen Menschen und darin die Vermischung von Vorstellungen, Geschichten und Emotion. Es ist ein fiktiver Raum, bestehend aus Projektionsflächen für eigene und fremde Erwartungen. Imaginäre Szenen entstehen. Das Hineinbegeben geschieht manchmal ganz plötzlich, sowie auch das Hinaus. Der Nachhall gestaltet sich teils nachhaltig beflügelnd, teils überraschend riskant – oder ernüchternd. Die Serie ist inspiriert von einem Chat-Gespräch auf der Datingplattform OkCupid.

 

Flummitopie

2021

The Flummitopie series is a fantasy of encounter. It describes a temporary enveloping space, around and between people and in it the intermingling of imaginations, tales and emotion. It is a fictional space, consisting of projection surfaces for one's own and others' expectations. Imaginary scenes emerge. Stepping in sometimes happens all of a sudden, well as stepping out. The reverberation is sometimes sustainably inspiring, sometimes surprisingly risky - or sobering. The series is inspired by a chat conversation on the dating platform OkCupid.

David, Kay und Anna

Body²Dive

Body² Dive ist eine improvisierte Video-Performance auf visueller und auditiver Ebene. Videoaufnahmen von nackten oder leicht bekleideten Körpern von Haut, Poren, Haaren, Falten, Knicken, Beulen, Dellen und Muttermalen, vom Körper in Bewegung, sich selbst streichelnde, tanzende und entdeckende Körper wurden eingesendet, Geräusche von und mit dem Körper wie streichen, streicheln, kratzen, klopfen, atmen, küssen, gluggern und schnurren aufgenommen. Auf das Material wurde im Studio performativ reagiert, beide Videos live überlagert und vermischt, bearbeitet und direkt gestreamt. Auditives reagierte auf Visuelles und vice versa. Durch die Verwendung einer alten Hi8 Kamera und eines analogen Bildmischers ergibt die besondere Bildwirkung. Farbverzerrungen und Unschärfen erhöhen den Abstraktiongrad. Körperlandschaften laden dazu ein, sich zu verlieren und in Strukturen, Konturen, Farben und Bewegung wiederzufinden. Es geht um Berührung, Nähe und Intimität, letztlich um Kontakt - ein menschliches Grundbedürfnis, das in Zeiten körperlicher Distanz häufig unerfüllt bleibt. Dabei geht es vorrangig nicht um Sexualität, sondern um Nähe, die uns die Sicherheit gibt, dass wir existieren und nicht alleine sind. Body² Dive  experimentiert mit einer z. T. digitalen, z. T. realen körperlichen intimen Begegnung und erprobt, wie und ob eine virtuelle Berührung und Verschmelzung mit einem anderen Körper immersiv wirken kann.

Musik von: davidwedemoosz.bandcamp.com/

 

Body²Dive

Body² Dive is an improvised video performance on a visual and auditive level. Video recordings of naked or lightly clothed bodies of skin, pores, hair, wrinkles, creases, bumps, dents and moles, of bodies in motion, bodies caressing themselves, bodies dancing and discovering were sent in, sounds from and with the body such as stroking, caressing, scratching, tapping, breathing, kissing, glugging and purring were recorded. The material was reacted to in the studio,  both videos were overlaid and mixed live, edited and streamed directly. The auditory reacted to the visual and vice versa. The use of an old Hi8 camera and an analogue screen achieve the special image effect. Color distortions and blurring increase the degree of abstraction. Body landscapes invite you to lose yourself and find yourself again in structures, contours, colors and movement. It is about touch, closeness and intimacy, ultimately about contact - a basic human need, that often remains unfulfilled in times of physical distance. Thereby it is sexuality, but rather closeness, which gives us the security that we exist and are not alone. Body² Dive experiments with a partly digital, partly real physical intimate encounter and tests how and if a virtual touch and merging with another body can have an immersive effect.

Music by: davidwedemoosz.bandcamp.com/

Anna Karolina Kaczmarczyk

Die Stille zwischen uns

Bei meinem Projekt „Die Stille zwischen uns“ habe ich ausgewählte Personen zu einem Video-Chat eingeladen. Nur die Personen, die ich seit Ausbruch der Pandemie im März nicht persönlich treffen konnte. Da in dieser Zeit teilweise Reisen eingeschränkt und Grenzen geschlossen wurden. Während des Projekts habe ich bisher mehr als 20 Personen im digitalen Raum getroffen und porträtiert. Die entstandenen Portraits zeigen meine Familie, Freunde und Bekannte, die ihren Wohnsitz in vielen Ländern Europas haben: vorwiegend in Polen und Ungarn, aber auch in England und Spanien. Die gezeichneten Personen sind ganz unterschiedlich von der Pandemie betroffen. Manche von ihnen leben seit März in totaler Isolation - zumeist freiwillig, jedoch durch gesundheitliche Umstände notwendig. Andere konnten sich durch ihre systemrelevanten Berufe nicht isolieren, wie z. B. meine Cousine, die Ärztin ist. Eine Person war während unseres Treffens in häuslicher Quarantäne, da sie mit COVID19 infiziert war. Ich konnte während des Chats ihr leichtes Husten hören.

Jedes Treffen hatte eine Dauer von etwa 20 bis 30 Minuten. Ich habe jeden Einzelnen gebeten in dieser Zeit sich mit nichts anderem zu beschäftigen und mir gegenüber zu sitzen. Es gab nur eine übergeordnete Regel: Schweigen während des gesamten Treffens. Jedes wurde von beiden Seiten digital durch Videoaufnahme oder Printscreen dokumentiert.

Zunächst dachte ich, dass mein Projekt einfach sei – fast banal. Doch schon beim ersten Treffen zeigte sich die Komplexität der Aufgabe. Ich habe viele Entdeckungen gemacht, sowohl ästhetische als auch soziale. Zudem war für mich jedes sehr intensiv und spannend, aber auch zum Teil traurig. Da ich mich erinnert habe, wie sehr ich diese Menschen vermisse. Auch für meine Familie und Freunde war diese Erfahrung neu. Sie haben in einem späteren Gespräch berichtet, dass die Perspektive mich so direkt und nah beim konzentrierten Arbeiten zu beobachten, sehr spannend und neu war. Viele haben das stille sitzen genossen - als Auszeit von alltäglicher Hektik mit Zeit zum Denken oder gerade als eine Zeit nicht denken zu müssen. Einige haben das Treffen sogar als meditativ bezeichnet. Es gab aber auch kritische Stimmen: Eine Freundin bezeichnete die Situation als „fake“. Sie meinte, dass bei einem „realen“ Treffen, wir nicht schweigend uns gegenübersitzen würden, sondern uns unterhalten oder miteinander kochen würden. Das war ein wichtiger Punkt für mich - ich habe realisiert, dass es mir eigentlich nicht um die „Natürlichkeit“ der Situation geht. Ich versuchte eher die intensive Präsenz meines Gegenübers zu erzwingen. Zwar gab uns dies das „echte“ Erlebnis des Zusammenseins nicht wieder, doch schaffte es ein gewisses Intimitätsgefühl zwischen uns. Am interessantesten war, dass während des gesamten Video-Chats es tatsächlich unmöglich war sich in die Augen zu schauen. Das die gezeichnete Person später Augenkontakt mit dem Betrachter des Bildes haben kann, musste der/die Portraitierte in seine Kamera schauen und nicht auf mich.

Zudem habe ich schnell bemerkt, dass ich mit meinem üblichen Kunstmaterialien auf diese Art des „live“ Zeichnens nicht vorbereitet war. Denn mein Bildschirm zeigte mir blaue, violette, gelbe und verpixelte Gesichter, wobei mir meine Wahrnehmung glauben lies menschliche Haut zu sehen. Somit brauchte ich neue Stifte. Ein weiterer Unterschied zum „live“ Zeichnen ist das Bildformat. Dieses endet immer am unteren Bildrand mit einem weißen Streifen, der die Grenze des Bildschirms darstellt. Zuerst dachte ich, ich sollte das Papierformat wechseln. Aber dann habe ich dies als wichtige Eigenschaft meines Projekts betrachtet und bin bei dem Format geblieben. Die Proportionen der Gesichter sind verschieden. Manche sind kleiner gezeichnet und es ist mehr vom Hintergrund zusehen als bei anderen. Dies ergab sich aus der Position der Person vor dem Computer und deren Kameraeinstellung. Ich habe entschieden die Hintergründe grob anzudeuten. Sie wirken als Rahmen und unterstützen den Eindruck der Gesichter wie sie im Licht des Bildschirms leuchten. Die entstandene Portraitsammlung wirkt mit den intensiven, kontrastvollen und manchmal fast „künstlichen“ Farben etwas unnatürlich oder abstrakt. Meist wandert blaues oder silber-metallisches Licht durch die Gesichter. Platziert sich in den Augen, legt sich auf Stirn und an den Rand der Lippen. Weiße, leere Flecken brennen dort, an denen ich normalerweise die Details der Haut und Haare abbilden würde. Die meisten portraitierten Personen wirken seriös und versteinert. Es ist eben nicht so einfach 20 Minuten konstant zu lächeln.

Als Dokumentation zu den gezeichneten Portraits gehören außerdem die dazu entstandenen Videoaufnahmen. Das heißt das Programm war als sogenannter „dritter Teilnehmer“ zum Projekt eingeladen. Scheinbar funktioniert das verwendete Programm während der Aufnahme wie folgt: Die Ansicht auf die Teilnehmer wechselt abhängig davon wer gerade spricht. Interessant war zu beobachten, wie dieses mit unserem Schweigen umgeht bzw. nicht umgehen kann. Denn das Wechseln zwischen unseren Kamerabildern ist in den Aufnahmen schwer nachvollziehbar. Zum Beispiel wechselte die Ansicht bei plötzlichen Geräuschen, wie ein auf den Tisch fallender Stift. Bei manchen Treffen wird auch nur eine teilnehmende Person aufgenommen. Diese unerwarteten Effekte sind interessante Erkenntnisse für mich. Denn eines der Ziele dieses Projekts war, die neuen digitalen Medien anders zu nutzen als für das sie vorbestimmt sind. Die Konfrontation mit dem unvorhersehbaren Menschen.

 

The Silence Between Us

For my project "The Silence Between Us", I invited selected people to a video chat. Only the people I have not been able to meet in person since the outbreak of the pandemic in March. Since travel was partly restricted and borders closed during this time. During the project, I have met and portrayed more than 20 people in digital space so far. The resulting portraits show my family, friends and acquaintances who reside in many European countries: mainly Poland and Hungary, but also England and Spain. The people portrayed have been affected by the pandemic in very different ways. Some of them have been living in total isolation since March - mostly voluntarily, but necessitated by health circumstances. Others could not isolate themselves because of their systemic professions, such as my cousin who is a doctor. One person was in domestic quarantine during our meeting because she was infected with COVID19. I could hear her slight coughing during the chat.

Each meeting lasted about 20 to 30 minutes. I asked each person not to occupy themselves with anything else during this time and to sit opposite me. There was only one rule: silence during the entire meeting. Each was digitally documented by both sides through video recording or printscreen.

At first I thought my project was simple - almost banal. But with the first meeting the complexity of the task became apparent. I made many discoveries, both aesthetic and social. Meeting my loved-ones was very intense and exciting for me, but also partly sad. As I remembered how much I miss these people. This experience was also new for my family and friends. They reported that the perspective of me working was very exciting and new. Many enjoyed sitting quietly, like a time-out from everyday hectic with space to think or just as a time not to think. Some even described the meeting as meditative. But there were also critical voices: One friend described the situation as "fake". She said that in a "real" meeting, we would not sit silently opposite each other, but would talk or cook together. This was an important point for me - I realised that I was not really concerned with the "naturalness" of the situation. I was more trying to force the intense presence of my counterpart. While this did not give us the "real" experience of being together, it did create a certain sense of intimacy between us. What was most interesting was that throughout the video chat it was actually impossible to look each other into the eyes. In order for the person drawn to be able to make eye contact with the viewer of the picture later on, the person portrayed had to look into his/her camera and not at me.

 

Moreover, I quickly realised that I was not prepared for this kind of "live" drawing with my usually preferred art materials. My screen showed me blue, purple, yellow and pixelated faces, but my perception made me think I was seeing human skin. So I needed new pens. Another difference to "live" drawing is the image format. It always ends at the bottom of the screen with a white stripe, which is the border of the screen. At first I thought I should change the paper format. But then I considered this as an important feature of my project and stayed with the format. The proportions of the faces are different. Some are drawn smaller and there is more of the background than in others. This was due to the position of the person in front of the computer and their camera position. I decided to roughly suggest the backgrounds. They act as a frame and support the impression of the faces as they shine in the light of the screen. The resulting collection of portraits seems somewhat unnatural or abstract with the intense, contrasting and likely "artificial" colours. Mostly blue or silver-metallic light wanders through the faces. Places itself in the eyes, rests on the forehead and at the edge of the lips. White, empty spots shine bright where I,under natural light, would depict the details of skin and hair. Most of the people portrayed look serious and petrified. It is not easy to smile constantly through a good 20 minutes.

The video recordings of the portraying progress are also part of the documentation. I intended the recording to function as a so-called "third participant". Apparently, the programme used during the meeting works as follows: The view of the participants changes depending on who is speaking. It was interesting to observe how the programme dealt with our silence or could not deal with it. Because the switching between our camera views is difficult to follow in the recordings. For example, the view changed with sudden noises, like a pen dropping on the table. In some meetings, only one person participating is recorded. These unexpected effects are interesting findings for me. Because one goal of this project was to use the new digital media in a different way than they were designed for. The confrontation with the unpredictable person.

 

Die Entstehung dieses Werks wurde durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen ermöglicht.

The realisation of this artwork has been supported by Kulturstiftung of Freistaat Sachsen.

Anna-Lena Erb und Maksim Pyánkov

Dimension 21

2021

Bestehend aus Bildschirmaufnahmen eines Online-Meetings übermitteln die Sequenzen eine Nähe, die nur eingeschränkt real ist. So versucht das Video nonverbale Interaktion zweier Menschen sichtbar zu machen. Der Interessenursprung dieser Studie liegt in der vorhergehenden intensiven Beschäftigung mit nonverbaler Kommunikation, insbesondere dem Untersuchen bestimmter Gesten mit dem Fokus auf Händen. Ausschlaggebend für diese Arbeit war eine sprachliche Barriere zwischen beiden Akteuren, wodurch stets eine spezielle Art der Kommunikation stattfindet. Diese lebt von einer Vielzahl nonverbaler Signale, die ausgleichend zu fehlenden Begriffen verwendet werden. Dabei stellt sich die Frage, ob und auf welcher Ebene sich Kommunikationspartner verbunden fühlen müssen, um Signale entsprechend decodieren zu können. Zudem, wie Außenstehende diese Interaktion anders interpretieren könnten. Verändert sich unsere Kommunikation durch fehlende reale Interaktion?

 

Dimension 21

2021

Consisting of screen recordings from an online meeting, the sequences convey a closeness that is only partially real. With this, the video tries to make non-verbal interaction between two people visible. The study’s origin of interest lies in the previous intensive concentration on non-verbal communication, in particular the investigation of certain gestures with the focus on hands. The decisive factor for this work was a linguistic barrier between the two actors, which causes a special type of communication always to take place. This communication lives from a multitude of non-verbal signals that are used to compensate for missing terms. The question arises as to whether and at what level communication partners need to feel connected in order to be able to decode signals accordingly. In addition, how outsiders could interpret this interaction differently. Does our communication change due to a lack of real interaction?

Anna M. Kempe

Geteilte Zeit

2020/2021

Die Serie Geteilte Zeit beschäftigt sich mit Beziehungen, die ohne direkten Kontakt gelebt werden. Sie bringt die Körper, die Zeit, aber keinen Ort teilen zusammen, beschäftigt sich mit dem Bezug der abwesenden Körper aufeinander und mit der Rolle, die die Geräte in der Vermittlung des Kontaktes spielen. Was passiert wenn wir einander nicht mehr berühren? Wie teilen wir einen Raum ohne gleichzeitige Anwesenheit? Wie beziehen sich Körper aufeinander, die keinen Raum teilen? Welchen, möglicherweise liebevollen, Bezug entwickeln wir zu den Geräten, die uns den Kontakt ermöglichen? Die Frage, wie wir mit anderen in Kontakt sind, wie wir einander begegnen, beinhaltet die, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.

 

Shared Time

2020/2021

The series Shared Time deals with relationships lived without direct contact. Bringing together bodies that share time but not place, it looks at how absent bodies relate to each other and the role that devices play in mediating contact. What happens when we stop touching each other? How do we share a space without simultaneous presence? How do bodies relate to each other that do not share a space? What, possibly loving, relationship do we develop with the devices that enable us to make contact? The question of how we are in contact with others, how we encounter each other, involves as well the question of what kind of society we want to live in.

Carla Maruscha Fellenz

Ohne Titel

Untitled

Claudia Grünig

Ohne Titel

2020

Corona lässt uns täglich mehr und mehr aus „realen Welt da draußen“ verschwinden. So werden wir alle auch ein wenig unsichtbarer. Wichtiger denn je sind heute unsere sozialen Kontakte und familiären Bindungen. Es gilt Wege und Mittel zu finden, die Distanz auf die ein oder andere Weise zu überwinden. Meine Fotoarbeit zeigt einen distanzierten, jedoch liebevollen Versuch der Kontaktaufnahme. Nähe vollzieht sich hier in dem Wunsch, das Gegenüber wahrzunehmen und im gegenseitigen Wissen darüber.

 

Untitled

2020

Corona makes us disappear more and more every day from "real worlds out there". So we are all becoming a little more invisible as well. Today, our social contacts and family ties are more important than ever. It is necessary to find ways and means to overcome the distance in one way or another. My photo work shows a distanced, but affectionate attempt to establish contact. Closeness takes place here in the desire to perceive the other person and in the mutual knowledge about it.

Catherin Schöberl

Am I Pretty?

2021

Als ich aufwuchs, sah ich all diese mageren, enthaarten, zarthäutigen, bescheidenen Frauen in den Zeitschriften und Fernsehwerbungen. Mir war klar, dass sie mir egal sein sollten, aber alles was ich wollte war so zu sein, wie sie. Wenn ich mich selbst in Spiegeln, Glastüren, Schaufenstern oder im Rückspiegel des Autos meiner Eltern sah, verglich ich mich mit ihnen:

meine Nase, meine Haut, mein Bauch, meine Beine. Zoom: Ich sehe mich selbst, sehe wie ich mich selbst betrachte unter all den Kacheln im Online-Meetingraum. Ich spreche in den Bildschirm und ich spreche zu mir. Ich betrachte mich beim Sprechen, beim Zuhören, beim mich Betrachten. Den Blick immer gerade, den anderen entgegengerichet und doch nur zu mir gewandt, bin ich anwesend und abwesend zugleich.

Am I pretty? Am I lovely?

Mir ist klar, dass ich mir egal sein sollte.

Du solltest dich selbst lieben! ***SELFLOVE***

Sei wie all diese wunderschönen, starken Frauen, die sich selbst lieben! ***SELFCARE***

I would prefer not to. Die Schönheitsstandards erfüllen, während ich mich bemühe, mich nicht zu bemühen. Ich ziehe es vor, diese Standards neu zu definieren, zu überzeichnen und zu untergraben, zu kritisieren und darüber zu scherzen.

 

Am I Pretty?

2021

While growing up, I saw all these skinny, depilated, delicate-skinned, modest women

in the magazines and television commercials. I realized I shouldn't care about them, but all I wanted was to be like them. When I saw myself in mirrors, glass doors, shop windows, or in the rearview mirror of my parents' car, I compared myself to them:

My nose, my skin, my belly, my legs. Zoom: I see myself, see myself looking at myself among all the tiles in the online meeting room. I speak into the screen and I speak to myself. I look at myself while speaking, while listening, while looking at myself. My gaze always straight, facing the others and yet only turned to myself, I am present and absent at the same time. 

Am I pretty? Am I lovely?

I realize that I should not care about myself.

You should love yourself! ***SELFLOVE***

Be like all these beautiful, strong women who love themselves! ***SELFCARE***

I would prefer not to. Meet the beauty standards while trying hard not to

not to make an effort. I prefer to redefine those standards, exaggerate and

to undermine, criticize and joke about them.

Chiara Mila Jason und Haiguang Li

Screen’s Lovers

2021

Der Bildschirm ist der Geist, der Körper auf dem Bildschirm ist sein Herr. Die Medien geben uns alles, was wir wollen, es nimmt sogar unsere Beschwerden an und lässt uns unsere Nase gegen sein Glas richten, fehlenden Körperkontakt und
der Geruch von MenschenNicht nur unsere Körper werden durch den Bildschirm getrennt, sondern auch die Liebe.

Der Leinwand-Liebhaber ist der Geist der Einsamkeit.
Durch mein Fenster spüre ich dich so weit und so nah.
Wie viele Bildschirme sind von deinen Lippen entfernt?
Ist mein Bildschirmfenster der Eingang, um in dein Herz zu schauen?
Ist das Glas auf meinem Bildschirm ein Fenster zu deiner Liebe?

 

Screen’s Lovers

2021

The screen is the ghost, the body in the screen is its master. The media gives us everything we want, it, even accepts our complains and lets us point our noses against its glass, missing physical contact and the smell of people.

Not only our bodies are separated by the screen, but also love.

The screen lover is the ghost of loneliness.

Through my screen window I feel you so far and so close

How many screens are away from your lips?

Is my screen window the entrance to look into your heart?

Is the glass on my screen a window to your love?

Franziska Ostermann

You, me and the light

2021

Virtuelle Verbindungen ermöglichen Nähe über Distanz. Tiefe menschliche Gefühle werden digital  kommuniziert. Doch wie unterscheiden sich Emotionen im virtuellen und im realen Raum, wo gibt es  Gemeinsamkeiten? Realität und Virtualität sind spürbar eng miteinander verbunden, eines entsteht  aus dem anderen. In ihrer Mitte setze ich meine künstlerische Forschung an. Über die Digitalität der  Fotografie schlage ich eine Brücke zwischen beiden. 

 

Wir spannen ein Netz auf

ein Ich, ein Du

wir werfen uns hinein und schlagen

am Glas

uns Splitter aus der Haut

Wie Omen senden wir sie an die Hände des anderen

und spüren den Stromschlag

bis in die Fasern

 

You, me and the light

2021

Virtual connections enable proximity over distance. Deep human feelings are communicated digitally. But how do emotions differ in virtual and real space, where are there similarities? Reality and virtuality are perceptibly closely interconnected, one arises from the other. It is in their midst that I place my artistic research. Through the digitality of I build a bridge between the two.

Ingmar Stange

Isolation

2020

Ich befinde mich in einer Krise. Zuneigung und Gemeinsamkeit und bestehende Verhältnisse sind durch einen Beziehungsbruch zerstört. Plötzlich kommt der einschneidende Anruf vom Gesundheitsamt und die Ansage: Quarantäne. Eingesperrt Zuhause ohne Kontakt – allein. Auf einmal wird die Wohnung immer fremder, das Vertraute wird zum Feind. Aus einer Beobachtung der architektonischen Strukturen der vier Wände werden Träume und Realitätsverlust.

 

Isolation

2020

I find myself in a crisis. Affection and togetherness, and existing relationships are destroyed by a relationship breakdown. Suddenly there is a drastic call from the health department and the announcement: quarantine. Locked up at home without any contacts - alone. Suddenly the flat becomes more and more alienated, the familiar becomes the enemy. An observation of the architectural structures of the four walls turns into dreams and a loss of reality.

Irena Paskali

Schnittstellen

2020

Wir begegnen uns häufig in unserem Leben, unsere Wege überschneiden sich schicksalhaft. Danach bin ich meist alleine an diesem Ort, mit meinen Gefühlen, Gedanken und Ideen. Schnittstellen sind Orte, an denen sich unser Leben wendet, eine andere Richtung einschlägt und den vorgeplanten Weg verlässt. 

 

Intersections

2020

Often we meet each other in our lives, our paths fatefully intersect. Afterwards, I am usually alone in that place, with my feelings, thoughts and ideas. Intersections are places where our lives turn, take a different direction and leave the pre-planned path.

Izabela Adamczyk

Last Year I suffered softly

2021

Meine Wahrnehmung hat sich im Jahr 2020 verändert. Ich habe mich mehr mit der virtuellen Welt befasst, ich habe meine traditionelle Repräsentation verworfen. Ich bin hierhergezogen, um zu digitalisieren. Ich habe auch geträumt und geliebt. Die vernetzte Körperlichkeit ist mir wichtiger für mich geworden, aber mit einem starken Gefühl des Eingeschlossenseins... Ein Projekt über neue Emotionen, über das Gewöhnen an eine neue Realität, die mich mehr und mehr aufsaugt. Die Digitalisierung meines Lebens ist zu einem visuellen Anreiz und Katalysator geworden, um frei verbundene Elemente zu schaffen.

 

Last Year I suffered softly

2021

My perception has changed in 2020. I became more involved in the virtual world, I threw out my traditional representation. I totally moved here, to digit. I dreamed and loved too. The cross-linked corporeality has become more important to me, but with a strong feeling of enchained...A project about new emotions, getting used to a new reality that absorbs me more and more. The digitization of my life has become a visual stimulus and catalyst to create freely connected elements.

Jaojao Li

I Can Still See You

2021

Das kurze Video fängt den Moment ein, in dem unser Leben auf dem Bildschirm, manchmal in schmerzliche Situationen fallen. All meine Reflexion zu Liebe, Sehnsucht, Gefühlen, Zweifeln, Gedanken und Erinnerungen verschmelzen langsam, bis nicht mehr ganz klar ist, was Realität und Illusion in meinem Geist ist. 

 

I Can Still See You

2021

The short video is about I captures the moment in which our lives on screen, sometimes fall in sorrowful situations. All my love-reflection, desire, sentimental, doubt, thoughts, and memories slowly meld until it is no longer entirely clear what is reality and illusion in my mind.

Pia Schmikl

I AM NOT YOUR POT HOLDER

2021

„I AM NOT YOUR POT HOLDER“ ...
... ist systemkritisches Stricken.
... sind Antworten auf Fragen des 21. Jahrhunderts, die niemand gestellt hat.
... hilft nachweislich gegen psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.

 

Thema ist die Frage nach einer Gesellschaft, einer (Arbeitsmarkt-)Politik und eines
Gesundheitssystems, die allesamt scheinbar stillschweigend hinnehmen wie mittlerweile das dritte Jahr in Folge psychische Erkrankungen auf Platz 1 der häufigsten Diagnosen deutscher Ärzt*innen stehen – demnach nicht erst seit Corona. Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas, das Gegebenheiten und Missstände nicht erst erschafft, jedoch umso deutlicher sichtbar macht, was zuvor schon nicht im Gleichgewicht war.

Wie lässt sich ein entschleunigendes Strickprojekt mit der Schnelllebigkeit der sozialen Medien vereinbaren, bei denen es vorwiegend darauf ankommt, möglichst viel Content in möglichst kurzer Zeit zu generieren, um die Follower*innen bei Laune zu halten?

 

I AM NOT YOUR POT HOLDER

2021

"I AM NOT YOUR POT HOLDER" ...

... is system critical knitting.

... are answers to questions of the 21st century, which nobody has asked.

... has been proven to help against mental illnesses such as depression or anxiety disorders.

The theme is the question of a society, a (labor market) policy, and a health care system that all seem to silently accept the fact that mental illnesses are now the most common diagnoses among German doctors for the third year in a row - and not just since Corona. The pandemic acts like a burning glass that does not create conditions and grievances in the first place, but makes all the more clearly visible what was already out of balance.

How can a decelerating knitting project be reconciled with the fast pace of social media, where it is primarily a matter of generating as much content as possible in as short a time as possible to keep followers happy?

quattro stagioni „e.V“

digitale Zärtlichkeit

2021

Das Gedicht „digitale Zärtlichkeit“ vom quattro stagioni „e.V.“ entstand über den Nachrichten Wechsel bei einem Messenger Dienst. Ausschlaggebend war das Interesse an einer Auseinandersetzung mit der Gleichzeitigkeit von Nähe und Ferne in der digitalen Kommunikation. Gerade dieses Wechselspiel prägten soziale Interaktionen über das letzte Jahr. Der Text soll mit Absätzen, Unterbrechungen und Ablenkungen die Struktur von digitaler Kommunikation nachempfinden und das Scheitern und Erleben von Zärtlichkeit in diesem Raum spürbar machen. Das Erfragen und sprachliche Tasten nach der anderen Person spielt mit der Unantastbarkeit, die trotz Sichtbarkeit und Hörbarkeit nicht zu ignorieren ist. Zunehmende Schwierigkeiten im Verständnis und in der gegenseitigen Wahrnehmung der literarischen Figuren im digitalen Raum verdeutlichen die Aufgabe der sich die Liebe in der Zeit von Corona stellen muss.

 

digital tenderness

2021

The poem "digital tenderness" by quattro stagioni "e.V." arose from the exchange of messages on a messenger service. The decisive factor was the interest in an examination of the simultaneity of proximity and distance in digital communication. It was precisely this interplay that characterized social interactions over the past year. Using paragraphs, interruptions, and distractions, the text is meant to recreate the structure of digital communication and make the failure and experience of tenderness in this space palpable. Inquiring and linguistically reaching for the other person plays with the intangibility that cannot be ignored despite visibility and audibility. Increasing difficulties in the understanding and mutual perception of the literary figures in the digital space illustrate the task that love has to face in the time of Corona.

Mattia Friso

Fernbeziehungen

Dank der speziellen Relativitätstheorie (kurz SRT) vo Albert Einstein wird eine neue Komponente in den Raum eingeführt: die Zeit. Mit der Bezeichnung „Raumzeit“ wird dieser vierdimensionale Raum identifiziert. Die drei Raumkoordinaten (Länge, Breite, Höhe) definieren die Objekte, ihr Volumen, ihren Abstand zueinander. Die Zeit als Koordinate fungiert als Bühne, auf der sich alles bewegt. Diejenigen, die diese Wahrheit erfahren, kämpfen mit den Folgen, die sie mit sich bringt. Wir leben
alle im gleichen Moment und deswegen haben wir alle dieselbe Zeit-Koordinate in der „Raumzeit“- Grafik. Und nicht nur wir, die wir im selben Raum sind, sondern auch die anderen Bewohner Berlins und überhaupt alle Menschen, die auf dieser Welt leben, und selbst wenn es andere Welten gibt, teilen wir alle die gleiche  Position auf dieser zeitlichen Bühne. Das führt mich zu meinen bitteren Fragen: Warum sehe ich nicht in diesem Raum alle die Leute, die ich sehen möchte? Wo sind meine Familie und mein Freund? Warum kann ich nicht ihre Hände nehmen oder sie umarmen? Für Menschen wie mich wird die Zeit zu einem einzigen großen Warten, sie verliert jegliche physikalische Definition und wird zu einer Agonie des Wartens. Ich warte auf Nachrichten, Anrufe, Momente, die mich dort auf dieser Bühne versetzen können, endlich glücklich und von wirklich allen umgeben.

 

Long distance relationships

Thanks to the special relativity theory (short SRT) vo Albert Einstein a new component is introduced into the space: the time. This four-dimensional space is identified with the designation "space-time". The three space coordinates (length, width, height) define the objects, their volume, their distance to each other. Time as a coordinate acts as a stage on which everything moves. Those who experience this truth struggle with the consequences it brings. We live all in the same moment and therefore we all have the same time coordinate in the "space-time" graph. And not only we who are in the same space, but also the other inhabitants of Berlin and in general all people who live in this world, and even if there are other worlds, we all share the same position on this temporal stage. This leads me to my bitter questions: Why don't I see all the people I want to see in this room? Where are my family and my friend? Why can't I take their hands or hug them? For people like me, time becomes one big wait, it loses all physical definition and becomes an agony of waiting. I wait for messages, calls, moments that can put me there on that stage, finally happy and surrounded by really everyone.

Nadjana Mohr

Nice day for a walk

2020

„Nice day for a Walk“ ist in der Sommerphase der Covid-19 Pandemie entstanden – Nach abgesagten Veranstaltungen und plötzlich gewonnener (Frei-)Zeit, den beengenden Isolationserlebnissen im Frühjahr, ist der klassische Spaziergang, die Liebe zum Laufen, erneut in den Fokus gerückt. Hierfür nähte ich mir einen Anzug aus grauem Polyesterstoff und bestrich ihn mit einem Gips-Vinyl Gemisch. Im Anschluss stieg ich in ihn hinein, als eine Art Schutzhaut, und machte mich auf den Weg zu einem nahe gelegen Park. Der Weg führte an einer stark befahrenen Strasse entlang und verstärkte den klassischen Wunsch nach einer grünen Umgebung, dem Erreichen der „Stadt-Natur“. Hierbei filmte ich mich selbst mit einem Stativ, dabei liegt der Fokus permanent auf dem Anzug. Das "Sich-selbst-filmen" steht als Balanceakt zur körpereigenen Propiozeption (von lat. proprius ‚eigen‘ recipere ‚aufnehmen‘) und bezeichnet die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach dessen Lage im Raum. Durch das Laufen erfahre ich eine Stärkung, eine Art Liebe, welche verschüttet schien. Durch meinen Entschluss mich Fort-zu-bewegen-von Etwas und dem Zu-bewegen auf eine bessere Aus-Sicht, Entscheide ich mich ebenso für eine geistige Form der Bewegung, die meine Resilienz letztendlich fördert. Das Voran-Schreiten verschafft mir eine Pause von eingrenzenden Räumen und projiziert einen Lichtblick in naher Zukunft, in den lästigen Zeiten des Lockdowns.

 

Nice day for a walk

2020

"Nice day for a Walk" was created in the summer phase of the Covid-19 pandemic - After cancelled events and suddenly gained (free) time and the constricting isolation experiences in spring, the classic walk, the love of walking, has come into focus again. For this I sewed myself a suit of gray polyester fabric and coated it with a gypsum-vinyl mixture. I then climbed into it, as a sort of protective skin, and set off for a nearby park. The path led along a busy road and reinforced the classic desire for a green environment, reaching the "city nature". Here I filmed myself with a tripod, the focus is permanently on the suit. The "filming oneself" stands as a balancing act to the body's own propioception (from Latin proprius 'own' recipere 'to take in') and denotes the perception of one's own body according to its position in space. Through running I experience a strengthening, a kind of love, which seemed to be buried. By deciding to move away from something and to move towards a better view, I also decide for a spiritual form of movement, which finally promotes my resilience. Moving forward gives me a break from confining spaces and projects a glance of light in the near future, in the troublesome times of lockdown.

Wilhelm Reichel

Locked Emotions

Wir befinden uns in unseren Wohnungen, abgeschieden, zurückgezogen.
Wir versuchen zu interagieren, doch können es nicht wirklich.
In den eigenen vier Wänden spielt sich das Leben ab.
Allein.
Wie bei einem Häuserblock mit vielen Fenstern,
bei dem sich hinter jeder Scheibe etwas anderes zeigt.
Anonym und transparent.
Auf der Suche nach Liebe.
Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper,
mit Bewegungen, Emotionen und dem Alleinsein.

 

Locked Emotions

We are in our apartments, secluded, withdrawn.

We try to interact, but can't really.

Life takes place within our own four walls.

Alone.

Like a block of houses with many windows,

where behind every pane something different is revealed.

Anonymous and transparent.

In search of love.

The work is an examination of one's own body,

with movements, emotions and being alone.

Zara Alexandrova

Love in the times of Corona

In unserem Leben unter Quarantäne haben wir plötzlich mehr Zeit, um mit unseren
Familien zu verbringen, Bücher zu lesen, Filme zu schauen usw. Es ist irgendwie ironisch, sich vorzustellen, dass es Haushalte gibt, in denen Margaret Atwoods Handmaid's Tale gelesen oder die Fernsehserie nach dem Buch gestreamt wird, wo sich der Fiktion in der Realität umdreht. Diese Art von Szenario könnte spezifisch für die Frau sein, die nur zu Hause lebt und deren Lebensunterhalt in erster Linie von einem Mann abhängt. Wir können uns aber auch Frauen aus der Arbeiterklasse vorstellen, die arbeiten müssen, um zu überleben, und die den Arbeitsbereich als vorübergehende Flucht aus dem Patriarchat des Haushalts nutzen konnten. In Zeiten wie diesen gilt „die Nostalgie für die Gegenwart“ nicht mehr.

 

Love in the times of Corona

In our life under quarantine, we suddenly have more time to spend with our families, read books, watch movies, etc. It's kind of ironic to imagine that there are households reading Margaret Atwood's Handmaid's Tale or streaming the television series based on the book, where fiction turns to reality. This type of scenario could be specific to the woman who lives only at home and whose livelihood depends primarily on a man. However, we can also imagine working class women who need to work in order to survive, and who could use the workplace as a temporary escape from the patriarchy of the household. In times like these, "nostalgia for the present" no longer applies.